NormanBates

Regie: Wong Kar Wai
Genre: Liebesfilm
Jahr: 2000
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“I'm in the mood for love, simply because you're near me” singt Sinatra irgenwann lakonisch aus dem Knistern eines alten Plattenspielers und eigentlich ist damit schon alles gesagt.
Wong Kar Wais Film umkreist diese Stimmung, wiederholt und variiert sein Thema; Ein Ausloten der Möglichkeiten der Liebe.
Die Handlung ist denkbar schlicht gestrickt: Zwei Paare ziehen nach HongKong, gleiches Viertel, selbe Straße, Tür an Tür zur Untermiete. Dass die Möbelpacker schon beim Einzug die Umzugskartons vertauschen und in die falsche Wohnung tragen, ist eines von vielen Details im Film, die zwar bedeutungsschwer wirken, zu keinem Zeitpunkt aber überkonstruiert und aufdringlich und damit den Erzählstil frei von falschem Pathos halten.
Was passiert ist jederzeit abzusehen: Chow Mo-Wan (Tony Leung) und Su Li-Then (Maggi Cheung), beide von ihren Partnern aus beruflichen Gründen länger allein gelassen, zwei Isolierte Tür an Tür, zwei Betrogene, die sich einander nähern, im Anderen die vergangene Liebe und Wärme des Ehepartners suchen, selbst den Verrat betasten und nach der Möglichkeit einer aussichtlosen Liebe suchen.
“In the mood for love” ist zwar typisch Wong Kar Wai, bleibt aber besonders im Erzähltempo und der Kameraarbeit langsamer und ruhiger als die Vorgänger des Meisters aus HongKong. Jederzeit brilliert die optische Opulenz der stimmungsvoll ausgeleuchteten Szenerie und nimmt den Zuschauer mit in die Großstadtnächte einer grünstichigen Neonwelt, in die verschwitzen Großraumbüros der 60er Jahre und die Nudelküchen, in denen sich die Einsamen beim Abendessen begegnen. Der Film fließt ruhig aber gewaltig durch seine Handlungsorte, nimmt sich die Zeit, die er braucht und imitiert in seiner Szenenfolge das ratlose Tasten seiner Protagonisten durch ein Umkreisen des Wesentlichen: Manches bleibt ungesagt und ungezeigt, oft denkt der Zuschauer, eine Szene könnte noch eine Minute länger erzählen, reißt aber ab, greift sein Thema später wieder auf und lässt den Betrachter weniger mit einer zeitlich eingrenzbaren Gesamthandlung, als vielmehr mit der vagen Andeutung eines Grundgeschehens und einer Grundstimmung zurück. Eine Geschichte, die oft erlebt und erzählt wurde, die sich endlos variieren lässt.
So sind es auch die kleinen Gesten, die Wong Kar Wai groß inszeniert. Kleinigkeiten und Details rücken in den Fokus der Montage: Immer wieder sehen wir bloß Beine, die gehen, und Hände, die eine Zigarette halten oder sich flüchtig berühren. Hier wird die Zeit begehbar, slow-motion setzt ein, Großaufnahmen und Musik. Dass diese Szenen den Film nicht überfrachten und in schwerfälligem Pathos ertränken, liegt an der offenen Konfrontation mit dem Kitsch: In Hollywood würden solche Momente wohl emotional ausgeschlachtet, doch Wong Kar Wai konstruiert, zelebriert und ästhetisiert, missbraucht die Schönheit seiner Bilder aber zu keiner Zeit, sondern lässt sie einfach sein, was sie sind: wunderschön.
Auch findet die Bildgewalt ihren Kontrapunkt in den minimalistischen Dialogen zweier Menschen, die einander nicht bestürmen, die sich ungesucht gefunden haben und trotz ihrer Erfahrung der Liebe oft stammelnd und schweigend gegenüberstehen.
Fazit: Gut, in manchen Momenten sogar genial erzählt Wong Kar Wai zwar keine neue Geschichte, tut dies aber mit beeindruckenden Bildern und perfektem Soundtrack. Eine Wiederentdeckung der Romantik und des Kitsch, lakonisch und tieftraurig.